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Sportarzt Dr. Schneider über seinen Beruf
Wollen Sie Ihre Leidenschaften für Sport und Medizin vereinen und Sportarzt werden? Wir verraten Ihnen, was ein Sportmediziner macht und wie Sie ein solcher werden. Außerdem: Sportmediziner Dr. Christian Schneider bietet im Interview exklusive Einblicke in seinen Beruf. Starten Sie durch und machen Sie ebenfalls Karriere als Sportarzt.
Wie der Alltag eines Sportmediziners aussieht und warum der Beruf für ihn ein absoluter Traumjob ist, hat uns Dr. Schneider im Interview verraten.
Unser Interviewpartner: Dr. med. Christian Schneider
Dr. med. Christian Schneider ist Sportarzt des Jahres 2018 und TOP Mediziner 2017/2018. Im Münchner Orthopädiezentrum Theresie betreut er als Facharzt mit seinem multiprofessionellen Team Sportler aus allen Bereichen.
Was macht ein Sportmediziner?
Ein Sportmediziner ist ein Arzt, der gleichermaßen Spitzensportler wie Freizeitsportler allen Alters betreut. Dabei spielen die Themen Rehabilitation, Therapie aber auch die Leistungssteigerung eine Rolle.
Als Sportarzt können Sie sich bezeichnen, wenn Sie nach der Facharztausbildung eine Weiterbildung zum Sportmediziner gemacht haben. Dabei spielt Ihr Wissen aus der Facharztausbildung eine große Rolle. Sind Sie zum Beispiel Facharzt für Orthopädie, werden Sie sich als Sportmediziner vorwiegend mit dem Stütz- und Bewegungsapparat der Sportler beschäftigen, zum Beispiel mit Knochenbrüchen und deren Heilung.
Wir haben Dr. Schneider gefragt, wie ein typischer Tagesablauf für einen Sportmediziner aussieht. Er berichtet über seinen Alltag, dass er sich in der Praxis vor allem mit Routine-Aufgaben beschäftige. Dazu kämen noch Hilferufe und akute Notfälle, bei denen sich seine Patienten „jetzt und sofort“ eine Behandlung wünschten. Üblich wären auch „Fragen zu Medikamenten und dem möglichen Verbot als Dopingmittel“.
Neben der Möglichkeit, in der Praxis tätig zu sein, können Sportärzte auch eine Mannschaft oder einen Einzelsportler begleiten. Dann wird der Alltag des Mediziners durch den Tagesrhythmus der Sportler vorgegeben. „Gemeinsames Frühstück, Mittag- und Abendessen, Training und Wettkämpfe, Untersuchungen und Behandlungen, Teammeetings und Absprachen mit den Sportphysiotherapeuten, Planungen“ stehen dann auf dem Programm. Das könne „bis spät in die Nacht“ gehen, erzählt Dr. Schneider.
Wo arbeiten Sportärzte?
Sportmedizinern stehen verschiedene Wege offen. Sie können als Angestellte bei Vereinen, Sportverbänden, Krankenhäusern oder Rehabilitationszentren arbeiten oder aber eine eigene Praxis gründen. Viele Sportmediziner setzen auch auf einen ganzheitlichen Ansatz und arbeiten wie Dr. Schneider in einer Gemeinschaftspraxis mit Ärzten aus anderen Fachrichtungen zusammen.
Schon gewusst?
Bei Spielertransfers im Fußball und anderen Sportarten sind nicht nur Gelder ausschlaggebend. Oftmals entscheidet der Sportarzt darüber, ob der Wechsel zu Stande kommt. Schließlich wollen die Vereine sichergehen, dass sie mit Top-Leistungen des Sportlers rechnen können.
Wie viel verdienen Sportmediziner ?
Welches Gehalt ein Sportmediziner bekommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Arbeitet er auf dem Land oder in einer großen Stadt?
- Hat er eine eigene Praxis? Oder ist er bei einem kleinen oder größeren Verein oder einem Krankenhaus angestellt?
- Welche Facharzt-Spezialisierung hat er?
Durchschnittlich gehören Sportmediziner definitiv zu den Besserverdienern. Sie können mit rund 5.500 Euro Brutto im Monat rechnen. Und auch das Einstiegsgehalt bewegt sich bereits zwischen 3.000 und 5.000 Euro Brutto.
Wenn Sie Sportmediziner werden wollen, sollten Sie jedoch auch bedenken, dass das Studium sehr lange dauert und Sie somit erst spät überhaupt Geld verdienen werden.
Schon gewusst?
Volker Braun, der Mannschaftsarzt des FC Bayern, verließ wegen offenbar kurioser Diagnosen den Sportverein . Er soll unter anderem eine einfache Muskelverhärtung bei Jerome Boateng nicht erkannt haben. Laut seinem Urteil sollte Boateng kein Spiel mehr bestreiten. Sportarzt Müller-Wohlfahrt hingegen gab grünes Licht.
Auch wird in den Medien der Eindruck erweckt, Braun sei für die schlechte Entwicklung der Verletzung von Manuel Neuer verantwortlich. Neuer verteidigt ihn in einem Statement jedoch vehement und meint, Braun habe „die allerbesten Methoden angewandt […], welche die moderne Medizin ermöglicht“.
Wie werde ich Sportarzt?
Der Weg bis zum Sportmediziner ist sehr lang. Wir haben für Sie zusammengefasst, was Sie für eine Karriere in der Medizin mitbringen sollten und wie Sie letztlich Sportarzt werden.
Persönliche Voraussetzungen
Bevor Sie sich für ein Studium der Medizin entscheiden, sollten Sie gut in sich hineinhören, ob der Job des (Sport-)Mediziners das Richtige für Sie ist. Dr. Schneider meint dazu:
„Ohne eine gehörige Portion Eigeninitiative geht es nie. Interesse an der betreuten Sportart ist sicher notwendig, da man sonst viele Stunden ‚gelangweilt‘ herumsitzt. Man muss sehr team- und am besten anpassungsfähig sein. Eine gesunde Persönlichkeitsstruktur, die sich in die Bedürfnisse des Sportlers und Umfelds eindenken und integrieren kann, ist hilfreich. Die fachliche Kompetenz und eine klare Haltung zum Thema ‚Doping‘ ist natürlich Grundvoraussetzung und damit auch die Notwendigkeit zur aktiven und immerwährenden Fortbildung, um den aktuellen Wissensstand in die eigenen Behandlungen einzubinden.
Und wenn man gern auf Reisen geht und sich immer wieder auf fremde Länder, Hotelzimmer, Wetter- und Zeitzonen und Gerichte sowie Getränke freut, dann ist man der perfekte Arzt für die Begleitung einer Sportmannschaft zu Trainings- und Wettkampfeinheiten. Vielleicht ist dann ja sogar ein Highlight wie eine Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele drin.“
Die Reisebereitschaft ist als Sportmediziner kein Muss, als Mediziner sollten Sie jedoch:
- Freude im Umgang mit anderen Menschen haben.
- Empathie mitbringen.
- Interesse an der Medizin zeigen, Blut sehen können und auch kein Problem mit unangenehmen Gerüchen haben.
- eine Begabung für naturwissenschaftliche Themen mitbringen. Denn Physik, Chemie und Biologie werden Ihnen im Studium immer wieder begegnen.
- stressresistent sein sowie ein gutes Durchhaltevermögen und Disziplin mitbringen.
Am besten machen Sie schon vor dem Medizinstudium einige Praktika oder einen freiwilligen Dienst im Krankenhaus. So können Sie am besten sehen, ob der Beruf zu Ihnen passt.
Schon gewusst?
Nicht nur für den Radsportler Jan Ullrich hatte das Doping Konsequenzen, sondern auch für seinen Sportarzt Eufemiano Fuentes Rodríguez. Während Jan Ullrich all seine Titel ab Mai 2005 verlor, wurden über den Sportarzt vier Jahre Berufsverbot verhängt. Der Doping-Skandal wird sogar bis heute als „Dopingskandal Fuentes“ bezeichnet.
Zulassungsverfahren
Wenn Sie sich dafür entschieden haben, Medizin studieren zu wollen, brauchen Sie zunächst einen Studienplatz. Dafür gibt es in Deutschland ein zentrales Zulassungsverfahren.
Über Hochschulstart.de werden die beschränkten Plätze zum Studium vergeben:
- 20% der Plätze vergeben die Universitäten an diejenigen mit sehr guten Abiturnoten.
- 20% der Plätze sind für Bewerber der Warteliste reserviert.
- 60% der Plätze bekommen diejenigen, die das Auswahlverfahren der Hochschulen bestehen.
Wie das Auswahlverfahren aussieht, ist von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Hier zählt nicht nur der Abiturdurchschnitt, sondern es werden auch einzelne Noten in bestimmten Fächern, zum Beispiel Naturwissenschaften, stärker gewichtet. Auch die Berufserfahrung kann entscheidend sein. Außerdem gibt es den Test für Medizinische Studiengänge (TMS) oder Auswahlgespräche an den Universitäten.
Das sollten Sie wissen: Weil Bewerber teilweise acht Jahre lang auf einen Studienplatz warten müssen, stufte das Bundesverfassungsgericht den Numerus Clausus als einziges Entscheidungskriterium für einen Studienplatz als verfassungswidrig ein. Es soll in Zukunft also nicht nur mehr die Abiturnote eine Rolle spielen, sondern verstärkt die Eignung berücksichtigt werden. Daher soll bis Ende 2019 ein neues Zulassungsverfahren festgelegt werden.
Ablauf der Ausbildung
Bevor Sie wirklich Sportmediziner werden, müssen Sie zunächst das Grundstudium der Humanmedizin absolvieren. Das ist die Zeit, die Sie an der Universität verbringen. In der Regel sind das fünf Jahre und auch das anschließende praktische Jahr zählt noch zum Studium. Danach erhalten Sie die Approbation, die Zulassung als Arzt.
Um bestimmte Tätigkeiten ausführen zu können, müssen Sie schließlich noch eine fünf bis sechs Jahre dauernde Facharztausbildung machen. Als Facharzt dürfen Sie sich schließlich niederlassen und Kassenpatienten betreuen. Es ist auch möglich, dass Sie danach Ober- oder Chefarzt werden. In der Ausbildung spezialisieren Sie sich auf Fachgebiete wie Allgemeinmedizin, Chirurgie oder Neurologie. Viele Sportmediziner haben ihren Schwerpunkt auf Orthopädie gelegt. Wo Sie Ihren Facharzt machen können, erfahren Sie unter „Weiterbildung“ bei Ihrer jeweiligen Landesärztekammer. Übrigens: Als Assistenzart, der sich in der Ausbildung zum Facharzt befindet, verdienen Sie bereits Geld. Im ersten Jahr verdienen Assistenzärzte ungefähr 4.400 Euro.
Nach der Facharztausbildung ist Ihre Ausbildung eigentlich abgeschlossen. Außer Sie möchten natürlich Sportarzt werden. Dann können Sie eine Fortbildung zum Sportmediziner starten. Die Ausbildung gliedert sich in 240 Weiterbildungsstunden und 120 Stunden sportärztlicher Tätigkeit, das bedeutet diese 120 Stunden arbeiten Sie zum Beispiel in einem Sportverein als Arzt. Passende Fortbildungsangebote finden Sie auf der Webseite Ihrer Landesärztekammer. Nach bestandener Prüfung durch die Landesärztekammer können Sie sich schließlich Sportmediziner nennen.
Das sollten Sie wissen: In Bayern und dem Bezirk Nordrhein müssen Sie kein Facharzt sein, um sich zum Sportmediziner fortbilden zu lassen.
Inhalte der sportmedizinischen Weiterbildung
Während Sie im Studium die Grundlagen für Ihre Tätigkeit als Arzt lernen, beschäftigen Sie sich in der Fachausbildung mit einem bestimmten Fachgebiet. In der Weiterbildung zum Sportarzt betrachten Sie die medizinischen Aspekte dann nochmals aus Sicht des Sports.
Diese Inhalte lernen Sie, wenn Sie Sportarzt werden:
- sportmedizinische Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
- physiologische und ernährungsphysiologische Grundlagen aus Sicht der Sportmedizin
- Aspekte einzelner Sportarten
- Unterschiede der Sportmedizin für Freizeit- und Leistungssport sowie Sport im Alter, mit Kindern oder körperlich eingeschränkten Menschen
- Arzneimitteltherapie mit Blick auf die Doping-Problematik
- Sportmedizinische Prävention und Rehabilitation
- Sportpädagogik
Schon gewusst?
Der wohl bekannteste Sportarzt Deutschlands ist Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Ostfriese machte sich als Arzt des FC Bayern, der ihn 1977 verpflichtete, schnell einen Namen, sodass sogar Sportgrößen wie Usain Bolt auf ihn schwören.
Müller-Wohlfahrt ist international als Experte für Sportverletzungen anerkannt, insbesondere bei Knieproblemen und Sehnenverletzungen.
Bei der Diagnose verlässt sich der Star unter den Sportmedizinern ungern auf Apparate: „Ich sehe mit den Fingern“, sagt Müller-Wohlfahrt, der Muskeln und Sehnen mit geschlossenen Augen untersucht. Diese Methode kommt ihm auf dem Spielfeld zugute, wo es keine Geräte gibt, aber Trainer und Spieler eine schnelle und sichere Diagnose erwarten.
Und auch sein Sohn steht ihm in nichts nach. Dr. Kilian Müller-Wohlfahrt ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und ebenfalls Sportmediziner geworden. Ab 2019 soll er Seite an Seite mit seinem Vater in der Münchner Praxis tätig sein.
Ab 2019 soll er Seite an Seite mit seinem Vater in der Münchner Praxis tätig sein. Allerdings steht Müller-Wohlfahrt auch immer wieder in der Kritik, zum Beispiel wegen der Verordnung des Medikaments Actovegin aus Kälberblut. Das Medikament wird eigentlich für die Behandlung von Schlaganfällen benutzt, hat aber auch eine leistungssteigernde Wirkung, weshalb es auch immer wieder mit Doping in Verbindung gebracht wird.
Warum sollte ich Sportmediziner werden?
Die Gründe, Sportarzt zu werden, sind sicherlich sehr individuell. Wir haben Dr. Schneider gefragt, warum er den Beruf ergriffen hat. Seine Antwort:
„Ich habe immer selbst Sport getrieben, dann als Jugendlicher eine Verletzung erlitten, die den aktiven Leistungssport beendete. So kam ich früh mit den Möglichkeiten der Sportmedizin in Berührung. Während des Studiums ging es immer weiter in der aktiven Sportbetreuung – meine Promotion (Doktorarbeit) schrieb ich im Tennissport und ich habe in meiner Facharztausbildung zum Orthopäden immer Stellen mit direktem Sportbezug ausgewählt.“
Am meisten Spaß in seinem Beruf macht Dr. Schneider die Abwechslung der Tätigkeiten: „Gezielte Diagnostik und spezielle Behandlungen – Sportler wollen fix wieder fit werden und sind bereit, aktiv ‚mitzuarbeiten‘ und auch mal ungewöhnliche Wege mitzugehen. Die Behandlung läuft immer im Team ab. Unser Praxisteam ist klasse. Sportwissenschaftler planen mit uns den Aufbau und mit den Sportphysiotherapeuten wird hart bis zur Rückkehr gearbeitet. Solch ein Teamwork mit anderen Ärzten und Fachgruppen gibt es nur in der Sportmedizin. Und natürlich kommen dann die Tage der aktiven Sportbetreuung hinzu – weg aus dem gewohnten Praxisumfeld mit allen Möglichkeiten hin zur Basis direkt an den Platz: auf das Fußballfeld, die Piste oder an die Bobbahn. Ein ganzes Team arbeitet wieder für den Erfolg der Sportler. Diese Abwechslung ist das Salz in der Suppe.“
Wenn Leistungssport und Medizin aufeinandertreffen
Bis Sie Sportmediziner werden können, steht Ihnen eine lange Ausbildung bevor, aber die lohnt sich, wie das Interview mit Dr. med. Schneider zeigt. Als Sportarzt gehen Sie spannenden Tätigkeiten nach und haben die Chance, bekannte Sportler zu betreuen.
Sollte es mit dem Medizinstudium doch nichts werden, müssen Sie Ihren Traum übrigens nicht aufgeben. Es gibt noch viele weitere spannende Tätigkeiten im Sportbusiness, die den Aufgaben eines Sportarztes ähneln. Schauen Sie sich doch einmal die Berufe des Trainingswissenschaftlers oder des Sportpyhsiotherapeuts an. Auch hier können Sie Hand in Hand mit Sportlern zusammenarbeiten.
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